Sinnfluencer:innen machen Nachhaltigkeit greifbar
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Server-Side-Tracking: Praktische Anwendung und Herausforderungen

Ende 2024 stellt mit Google-Chrome auch der letzte der großen Browser den Support für 3rd-Party Cookies ein und macht so das Client-Side-Tracking sinnlos. Möchten Unternehmen weiterhin zuverlässige Nutzerdaten im Internet erheben, müssen sie ihr Tracking-Setup nun umstellen: auf Server-Side-Tracking (SST).

Im Folgenden beschäftigen wir uns mit den konkreten Anforderungen an das neue Tracking-Setup, betrachten die verschiedenen Optionen für die Tracking-Server und stellen Ihnen verschiedene Tracking-Lösungen vor. 

Tipp: Sie möchten mehr über das SST erfahren? Im ersten Teil unserer Artikelserie betrachten wir die Grundlagen des Server-Side-Trackings, die Hintergründe für die anstehenden Änderungen sowie die Unterschiede zum Client-Side Tracking. 

 

SERVER-SIDE-TRACKING: DAS BENÖTIGEN SIE FÜR IHR SETUP!

Tagging-Server / Tracking-Server: 

  • Endpoint zur Beantwortung und Verarbeitung von HTTP-Requests mit Tracking Information.
  • Der Tracking-Server dient in erster Linie als zentraler Knotenpunkt für die Distribution und Weitergabe von Nutzerdaten auf einer eigenen Domain. 
  • Dieser wird über einen Cloud-Hosted Service oder einen eigenen gehosteten Server bereitgestellt. 

Der Server muss per CNAME- oder A/AAAA-Record auf einer eigenen Subdomain registriert sein (z. B. data.example.com). 

Mehr Informationen zum Hosting finden Sie im Abschnitt: Tagging-Server: Cloud-Server oder Self-hosted?

 

Web-Container Tag Manager

  • Er dient zur Konfiguration und Erstellung von Tracking-Events, dessen Parameter / Informationen per HTTP-Request an den Tagging-Server übermittelt werden sollen. 
  • Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um einen konfigurierten Google Tag Manager Web-Container, bei dem der Tagging-Server als Endpoint des Trackings erfasst wurde. 
  • Für die Einrichtung von GA4-Events ist per Parameter server_container_url die Tracking-Domain zu hinterlegen, um GA4-Daten an den Server zu senden.

     

Server-Container Google Tag Manager (GTM):

Der Server-Side GTM konfiguriert Tagging-Einstellungen im Server-Endpoint. Dieser nimmt das Parsen eingehender HTTP-Requests vor und sendet Informationen an 3rd-Party Server-Endpoints. Per HTTP-Server-Response können im Server-Container im Header auch Browser-Anweisungen wie setCookie gesetzt werden. Dadurch fungiert der Tagging-Server ebenfalls als API-Endpoint.

 

Google Analytics-Property

Google Analytics-Property hat einen technisch identischen Aufbau wie GA4. Es dient der Erfassung von Server-Side-Requests an Analytics-Server und der Verarbeitung zur Berechnung von Metriken.

SERVER-SIDE GOOGLE TAG MANAGER (GTM)

BEDEUTUNG UND FUNKTIONSWEISE

Das gängigste Tagging-System ist der Google Tag Manager, da viele andere Tools implementierbar sind und verschiedene Templates vorliegen. Der Server-Container unterstützt nur ein einfaches Tracking in Form von Pageviews, da die Daten primär auf der Basis von Serverrequests aufgezeichnet werden. Bei einem komplexeren Setup ist zusätzlich ein clientseitiger Container notwendig, mit dem verschiedene Events erstellt werden können. Für die Datenaufzeichnung muss wie gewohnt ein Code Snippet im Quellcode eingebunden werden. Mit dem GTM kann nicht nur Google Analytics 4, sondern beispielsweise auch die Meta CAPI integriert werden.

PRAXISBEISPIEL ZUR ANWENDUNG

Um einen Eindruck der Funktionsweise und dem Wechselspiel zwischen den unterschiedlichen Komponenten eines Server-Side-Tracking-Setups zu geben, veranschaulichen wir dies am Beispiel eines Seitenaufrufs einer Website:

  1. Der Google Tag Manager Web Container lädt via JS-Library, wenn die Nutzer:innen die Seite aufrufen und über den Content Banner einwilligen. Dies ist für die Erfassung von Nutzerinteraktionen auf der Website erforderlich. In diesem Fall erfasst der Web-Container den initialen Seitenaufruf der Nutzer:innen oder des Browsers (page_view).
  2. Wenn die Web-Container ein Event registrieren, erfolgt per HTTP-GET-Request die Statusabfrage des Tagging-Servers. Die Event-Daten des Web-Containers werden über URL-Parameter hinterlegt und für den Tagging-Server bei erfolgreicher HTTP-Request zur Verfügung gestellt.
  3. Der auf dem Tagging-Server installierte Google Tag Manager nutzt sogenannte Clients. Diese dienen dazu, Informationen der eingehenden HTTP-Requests der Website zu verarbeiten und damit weitere Aktionen durchzuführen. Basierend auf dem URL-Muster bzw. der URL-Parameter (URL-Footprint) parst der GTM-Server die Event-Daten. Anschließend ist es möglich, Events an 3rd-Party-Anbieter auszusteuern oder in der HTTP-Response Browser-Anweisungen zu übermitteln.
  4. Sofern der Request mit einem 2XX-Status Code beantwortet wurde, werden im Browser der User:innen 1st-Party Cookies über den SetCookie Response-Header platziert. Dieser weist den Browser an, eine ClientID im Browser zu hinterlegen. Im weiteren Verlauf der Sessions wird die ClientID für die Identifikation von Nutzer:innen innerhalb desselben Browsers verwendet. Da diese Cookies über den eigenen Tagging-Server gesetzt wurden, erfolgt dies im 1st-Party Kontext.

WEBANALYSE-TOOLS: SERVER-SIDE GOOGLE ANALYTICS 4

Serverseitiges GA4-Tracking wird mithilfe des Google Tag Managers und dem dazugehörigen GA4-Client eingerichtet. Dieser ist meist automatisch im Server-Container zu finden, kann aber auch schnell konfiguriert werden. Danach wird ein GA4-Tag angelegt, wobei der GA4-Client die Requests annimmt und an den Tag weitergibt, welcher die Measurement ID und Eventparameter enthält. Anschließend wird der Tag mit einem Trigger versehen, welcher als Variable den GA4-Client festlegt. Dies löst ein Page View Event aus. Anschließend muss im Webcontainer der dazugehörige Google Tag erstellt werden.

TAGGING-SERVER: CLOUD-SERVER ODER SELF-HOSTED?

Grundsätzlich wird zwischen zwei verschiedenen Anwendungsfällen unterschieden:

  • Cloud-Hosted Tagging-Server: In diesem Fall wird der Tagging-Server über einen Cloud-Service erstellt. Über diesen Server werden die eingehenden HTTP-Requests verarbeitet und ausgehende Datenübertragungen an 3rd-Party-Anbieter vorgenommen. Abhängig vom konkreten Anbieter variieren die Kostenmodelle. Google berechnet beispielsweise abgehende HTTP-Requests an Vendor-Server (Network Internet Egress), die gebuchten Instanzen für Rechenleistung sowie den Serverstandort.
  • Self-hosted: Der Tagging-Server wird eigenständig von der IT konfiguriert und bereitgestellt. Neben den Rechenkapazitäten entstehen fortlaufende Kosten insbesondere durch regelmäßige Wartungsarbeiten der Entwickler:innen und bedarf hoher initialer Investitionskosten. Im Gegenzug obliegt die Datenhoheit vollständig dem Unternehmen und Daten werden nicht an Dritt-Server weitergegeben.

Der konkrete Anwendungsfall und die Abwägung zwischen den beiden Hosting-Methoden sollte stets in Absprache mit den beteiligten Abteilungen (IT, Marketing und Management) individuell erfolgen. Für kleinere und mittelständische Unternehmen mit mittlerem Website-Traffic genügen in der Regel Cloud-Services wie Google Cloud Run oder andere Anbieter wie stape.io und JENTIS. Für Unternehmen mit hohen Ansprüchen hinsichtlich Datenschutz und Datenkontrolle bieten hingegen eigene Tagging-Server eine langfristige und sinnvolle Alternative zu Cloud-Servern.

ENTSCHEIDUNGSKRITERIEN FÜR UNTERNEHMEN

Die wesentlichen Aspekte bei der Auswahl des passenden Tagging-Servers haben wir in einer kompakten Tabelle zusammengefasst. Bei Detailfragen beraten wir Sie selbstverständlich gern.

  Self-hosted Cloud-hosted

Budget

hohe Anfangsinvestitionen, sowie Wartungs- und Bereitstellungskosten

je nach Traffic und Anbieter unterschiedlich

Datenschutzrichtlinien

hohes Maß an Datenschutz durch eigene Server

datenschutzkonform, aber Server müssen in der  EU sein

Entwickler-Ressourcen und Kapazitäten

erhöhter Bedarf an IT-Ressourcen & Bindung von Ressourcen

weniger interne Ressourcen benötigt & Fokus auf Kerngeschäft besser möglich

Server-Performance

Skalierungs-Herausforderungen, Kontrolle über die Performance

hoch skalierbar, potenziell variierende  Performance

Datenhandling

vollständige Datenkontrolle, eigene Sicherheitsmaßnahmen erforderlich

weniger Datenkontrolle, Sicherheitsstandards bereits gegeben

Zeit

längere Einrichtungszeit, hohe Aufwände     für Wartung & Updates

schnellere Deployment-Zeiten, weniger Zeitaufwand für Verwaltungsaufgaben

WEITERE SERVER-SIDE-TRACKING LÖSUNGEN

JENTIS ist ein österreichischer Anbieter, der eine eigene Tagging-Lösung anbietet. Sie werben mit dem “Essential Mode”, der Daten ohne Consent erfassen soll. Darüber hinaus arbeiten sie in ihrem eigenen Tag-Manager komplett serverseitig und nicht mit einem Hybrid-Modell aus Client- und Server-Side. Google Analytics 4 kann weiterhin verwendet werden und auch weitere Konnektoren sind verfügbar. Das Tool bietet Möglichkeiten der Pseudonymisierung sowie Anonymisierung und gewährt eine Kontrolle über die Daten. Der Anbieter ist vor allem dann eine gute Lösung, wenn ein hohes Budget vorhanden ist und Datenschutz im Fokus steht. Sowohl das Unternehmen als auch die Server befinden sich in Österreich. JENTIS ist jedoch eher für Konzerne beziehungsweise Unternehmen mit sehr sensiblen Daten geeignet, da die Kosten vergleichsweise hoch sind. 

Das Tool Matomo bietet ebenfalls Möglichkeiten, Daten mittels Server-Side Tracking aufzuzeichnen. Neben der Cloud-Lösung gibt es auch die Option, Matomo mit einem eigenen Server zu nutzen. Dementsprechend ist es grundsätzlich serverseitig nutzbar. Das Tool ist außerdem verhältnismäßig günstig. Ebenso wie JENTIS verfügt Matomo über ein eigenes Tagging-System, hat jedoch kaum Schnittstellen zu 3rd-Party-Anbietern und die Einrichtung ist mit höherem Aufwand verbunden. 

Die beiden Anbieter sind vor allem dann interessant, wenn Unternehmen besonders auf Datenschutz achten und diesbezüglich hohe Anforderungen haben. Dennoch weisen beide Anbieter eigene Nachteile auf. Somit hängt die individuelle Entscheidung von den Bedürfnissen des eigenen Unternehmens ab.

FAZIT

ZUSAMMENFASSUNG DER VORTEILE VON SERVER-SIDE-TRACKING

Das Ende der 3rd-Party Cookies steht bevor und damit die Frage nach alternativen Datenerhebungsverfahren. Sofern auch in Zukunft datengetriebene Website-Optimierungen im Online-Marketing erfolgen sollen, ist eine Umstellung der bisherigen Tracking-Methoden unumgänglich. Spätestens ab Ende 2024 können mit Einstellung des Google Supports keine Daten mehr über 3rd-Party Cookies erhoben werden. Die Folge: weitreichende Einschnitte in die Datenqualität und geringe Verwertbarkeit der Datenanalysen. Die Umstellung auf ein Server-Side-Tracking ist daher notwendig.

Für das eigene Setup müssen Sie Ihre individuellen Bedürfnisse und wichtige Faktoren wie Budget, IT-Ressourcen, Server-Performance sowie erforderliche Datenkapazitäten berücksichtigen. Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen reicht meist ein cloud-basiertes Server-Setup aus und bietet in der Kosten-Nutzen-Relation das beste Gesamtpaket. Somit sind die Zeiten gratis verfügbarer Tracking-Setups vorbei. Mit einer zwei- bis dreistelligen Investition im Monat halten sich die Kosten jedoch auf einem überschaubaren Niveau.

Aus datenschutzrechtlicher Perspektive empfehlen wir, sich bei Cloud-Hostern hinsichtlich des Angebotes im Vorfeld genau zu informieren. Insbesondere die strengen Anforderungen der DSGVO und EU-Datenschutzrichtlinien setzen einen EU-Standort voraus. Während stape.io und JENTIS primär auf eigene Lösungen setzen, bleibt die rechtliche Lage bei Googles Cloud Services umstritten. Auch wenn Server grundsätzlich in der EU gebucht werden können, bleibt der mögliche Datentransfer in die USA ein Graubereich, der im Zweifel mit Datenschutzbeauftragten abgestimmt werden muss.

EMPFEHLUNGEN FÜR UNTERNEHMEN UND AUSBLICK IN DIE ZUKUNFT

Viele Unternehmen sehen sich mit Herausforderungen zum Datenschutz konfrontiert und müssen nun handeln. Server-Side-Tracking ist hier die Lösung. Außerdem ist die technische Umgehung der Intelligent Tracking Prevention vorteilhaft. 

Die Implementierung von Server-Side-Tracking erfordert jedoch technisches Wissen und möglicherweise auch zusätzliche Ressourcen für die Einrichtung und Wartung der erforderlichen Serverinfrastruktur. Trotz dieser Herausforderungen bietet es eine robuste Lösung für die Datenerfassung. Diese erfüllt nicht nur die Datenschutzanforderungen, sondern bietet auch eine verbesserte Datenqualität und Leistungsfähigkeit der Website.

Server-Side-Tracking gewinnt durch Datenschutzthemen weiter an Bedeutung. Deshalb empfehlen wir, darauf umzustellen. Bei weiteren Fragen sowie benötigter Unterstützung in der Einrichtung von Service-Side-Tracking stehen wir Ihnen gern zur Verfügung!

INTERESSE GEWECKT?

Für weitere Informationen zu Server-Side-Tracking, unserer Arbeitsweise und individuellen Angeboten, können Sie sich jederzeit gerne an uns wenden.

OLIVER DAHM

HEAD OF SEO

0421 27867-18

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