Sinnfluencer:innen machen Nachhaltigkeit greifbar
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Die neue App BeReal: Was ist dran am Hype?

#fürmehrrealitätaufinstagram – 279.000 Beiträge finden sich derzeit auf Instagram unter diesem Schlagwort. Doch was wäre, wenn Instagram selbst dieses Bedürfnis nach Realness gar nicht bedienen kann? Das behaupten zumindest die Macher:innen der App „BeReal“, die sich durch „wirklich authentische“ User-Beiträge von der perfekten Welt auf Instagram & Co. abgrenzen will. Der gegenwärtige Hype lässt darauf schließen, dass BeReal damit bei den jüngeren Zielgruppen einen Nerv trifft. Doch wie funktioniert diese App eigentlich genau und welche Potenziale für das Influencer Marketing bietet sie?

 

Veröffentlicht von
FRANZISKA FRESE

BeReal in Fakten

Rasanter Nutzerzuwachs in 2022

Obwohl BeReal erst 2019 an den Start gegangen ist, verzeichnet die aus Frankreich stammende App nunmehr 43,3 Millionen Downloads. Satte 40 Millionen dieser Installationen fanden 2022 statt. Unter den User:innen sind vorwiegend Mitglieder der Generation Z. Angesichts deren Bedürfnis nach Authentizität ist dies wenig verwunderlich. Schließlich brüstet sich BeReal damit, im Kontrast zu Instagram echte Authentizität zu bieten. Dabei im Fokus: Die Nutzungsbedürfnisse nach Spontaneität und Intimität. Die spontanen Augenblickaufnahmen der User:innen ähneln sich jedoch oftmals sehr stark. Da viele der User:innen noch zur Schule oder Uni gehen, sieht man vormittags häufig Schnappschüsse aus Klassenräumen oder Bibliotheken. Bedenklich daran ist , dass User:innen, je nach gewählten Einstellungen, ihren Echtzeitstandort preisgeben. Im Zusammenhang mit der App werden daher Jugendschutzbedenken geäußert.

 

Ebenfalls problematisch: Der Hype wurde teilweise durch den Einsatz eines Botschafterprogramms eingekauft. Auch ist das Konzept der App nicht wirklich neu. Schon die App “Minutiae” verfolgte einen ähnlichen Ansatz. Doch wie genau funktioniert die App, die trotz der geäußerten Bedenken aktuell in aller Munde und auf zahlreichen Smartphones ist?

 

Wie funktioniert die App BeReal?

Zwei Minuten Zeit to #bereal

Das Besondere an BeReal: Die App fordert Nutzer:innen jeden Tag zu einer beliebigen Uhrzeit via Push-Benachrichtigung zu einer spontanen Fotoaufnahme auf. Somit veröffentlichen die User:innen gleichzeitig ihre Postings. Leuchtet die Benachrichtigung auf dem Smartphone auf, bleiben den Nutzer:innen zwei Minuten Zeit, um ein Foto zu schießen und dieses zu versenden. Der Clue: Front- und Rückkamera des Handys nehmen zugleich ein Foto auf. Den Nutzer:innen bleibt allerdings eine Kameraperspektive bis zur Fertigstellung vorbehalten. So entsteht ein Bild im Bild – ähnlich wie beim FaceTimen. Augen geschlossen auf dem ersten Schnappschuss? Kein Problem, denn innerhalb der Zeitvorgabe können unbegrenzt viele neue Aufnahmen gemacht werden. BeReal vermerkt das letztlich veröffentlichte Bild jedoch mit einem Hinweis darauf, wie viele Versuche für dessen Entstehung benötigt wurden. Je nach persönlichen Einstellungen wird das Foto, mit oder ohne Angabe des Standorts, öffentlich im endlosen Discovery-Feed oder nur mit Freund:innen geteilt. Mittels „RealMojis“ reagieren User:innen auf die Bilder anderer.

 

Posten User:innen Aufnahmen, die außerhalb der vorgegebenen zwei Minuten entstanden sind, werden diese mit dem Zusatz „Late“ versehen. So können User:innen erkennen, ob Fotos tatsächliche Momentaufnahmen sind oder nicht. Aber auch für diese Bilder gilt: ein Upload direkt aus der Camera Roll ist nicht möglich. Es können also nur in der App aufgenommene Fotos geteilt werden. Somit sind Filter und Retusche auf BeReal kein Thema. Pro Tag können User:innen ein Foto auf BeReal posten, das dann für 24 Stunden aufrufbar ist. Nur wer selbst Fotos hochlädt, kann auch die Bilder von anderen – den eigenen Kontakten bzw. öffentlichen Profilen – einsehen. Im Bereich „Deine Memories“ können Nutzer:innen ihre bereits archivierten Bilder (erneut) ansehen.

Chancen fürs Influencer Marketing

Derzeit noch Zukunftsmusik

Der aktuelle Hype rund um die App wirft die Frage auf, welche Potenziale BeReal für das Influencer Marketing mit sich bringt. Schließlich dürfte die Authentizität der BeReal-Beiträge den Bedürfnissen der Gen Z gerecht werden. Das macht BeReal zu einem interessanten Kanal, um diese wichtige Zielgruppe durch Influencer:innen zu erreichen. Stand jetzt wird die App noch nicht für Influencer-Kampagnen genutzt. Dies könnte daran liegen, dass nur Nutzer:innen veröffentlichte Bilder sehen können, die selbst aktiv Fotos posten. In anderen Worten ist passives Nutzungsverhalten bei BeReal fehl am Platz. Das Prinzip des „Influences“ ist somit eingeschränkt. Zudem zeigt die App ihren User:innen Followerzahlen sowie Likes, und damit für die Kampagnenauswertung potenziell spannende KPIs, nicht an.

Weitere Aspekte, die die Chancen für das Influencer Marketing verringern:

 

  • Verminderte Planbarkeit
  • Fehlende Bearbeitungsmöglichkeiten der Veröffentlichungen
  • Fokus auf statische Postings in Zeiten des Kurzvideo-Trends
  • Bug-Problematik

Die Verfügbarkeit der Veröffentlichungen für 24 Stunden reduziert zwar die Reichweite, kann angesichts der Fear of missing out (FOMO) aber auch als Chance gewertet werden. Aus unserer Sicht hängt die zukünftige Nutzbarkeit fürs Influencer Marketing u. a. davon ab, wie sich die Nutzerzahlen und Funktionen von BeReal entwickeln werden.

Tipp: Behalten Sie BeReal dennoch im Auge. Schließlich testet Instagram aktuell intern eine Funktion namens „IG Candid Challenges”, welche die Idee von BeReal aufgreift. Nachdem Instagram bereits im Sommer diesen Jahres die Option „Dual” zur gleichzeitigen Aufnahme mit beiden Smartphone-Kameras eingeführt hatte, sind weitere Annäherungen an die Funktionen der „realeren” App möglich. TikTok geht sogar noch einen Schritt weiter und implementierte mit TikTok Now für US-User:innen einen wahrlichen BeReal-Klon in seine Plattform. Dabei fordert TikTok Now die Nutzer:innen dazu auf, spontan ein 10-sekündiges Video oder ein statisches Bild zu teilen. Außerhalb der Vereinigten Staaten müssen User:innen hierfür extra eine App herunterladen.

Fazit

Authentischere Inszenierung mit geringerem Marketingpotenzial

Auch wenn der Ansatz nicht neu ist, kann BeReal durch das auf Spontaneität und Realness aufbauende Konzept junge Menschen für sich begeistern. Trotzdem bleibt die Selbstinszenierung Bestandteil des Nutzungsverhaltens. Aus Sicht des Influencer Marketings sind die derzeitigen Potenziale der App für erfolgreiche Kampagnen noch gering. Sollten die Funktionsweisen der App von Instagram & Co. aufgegriffen werden oder sich die Optionen von BeReal im Laufe der Zeit wandeln, könnte sich das Blatt allerdings wenden. Daher lohnt es sich, die Entwicklung der Social-Media-Apps weiterzuverfolgen.

 

INTERESSE GEWECKT?

Für weitere Informationen zum Thema BeReal oder unserer Arbeitsweise und individuellen Angeboten, können Sie sich jederzeit gerne an uns wenden.

CHRISTIAN PANSCH

Geschäftsführer

0421 27867-260

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